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Ehe für manche

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Die Ehe für manche

Über 40 Jahre, länger als ich lebe, ist das Thema völlig überfällig. Darf man sich seinen Partner aussuchen, oder weiß der Staat das besser? Ich habe Jahre meines Lebens dem Kampf für Gleichberechtigung gewidmet und muss sagen, dass ich von der momentanen Entwicklung mehr als enttäuscht bin.

Über Jahrhunderte hinweg war der Zweck der Ehe entweder politischer oder ökonomischer Natur. Man brauchte Erben, Arbeitskräfte und Altersvorsorge – und um das zu unterstützen gab es die Ehe. Liebe war da eher zweitrangig, klar sollte man sich einen Partner wählen, mit dem man auch sein Leben verbringen kann – aber der primäre Nutzen war das nicht. Je mehr diese Notwendigkeiten über die letzten beiden Jahrhunderte in den Hintergrund rückten, desto mehr trat die Liebe in den Vordergrund – denn wenn man sich liebt, einander vertraut und zusammenhalten will, kann man ja dem Wort des Angetrauten, dem man eigentlich vertraut, trotzdem ja nicht zu sehr trauen – das muss dann schon vertraglich festgehalten werden. Dafür gibt’s dann Zuschüsse vom Staat, die man schonmal in die Sparbüchse für den Scheidungsanwalt packen kann, da die Ehe so ziemlich der einzige Vertrag ist, den man nicht einvernehmlich wieder aufkündigen kann. Da wollen ja noch ein paar Geldparasiten dran verdienen.

Bei Verträgen, die dafür gebraucht werden, dass der Planet in 50 Jahren überhaupt noch bewohnbar ist, kann man seine Meinung leichter ändern – so wichtig ist das ja auch nicht. Geschäftsmänner, die demokratieähnlich zum Präsidenten erhobrn wurden, dürfen das einfach.

Auf jeden Fall ist die Ehe das wohl einzige Gesetz, das seit Beginn der Bundesrepublik gegen das Grundgesetz verstoßen darf – so lieb haben die Deutschen ihre Gebührenfalle. Diskriminierung nach Geschlechtern sollte eigentlich ausgeschlossen sein. Aber je nach Dödelverhandenheit hat die Hälfte der Bevölkerung nicht das Recht, dich zu heiraten. Integrität ist da nicht so wichtig, schließlich sind Schwule eh des Teufels und Lesben zwar geil, aber ohne Kerl nicht ernst zu nehmen.

Erst jetzt ändert sich was, denn vor ein paar Jahren hatten Transsexuelle das Glück, dass sie als medizinische Goldgrube entdeckt wurden, was ihrer Emanzipation sehr zugute kam und nun die Geschlechterdefinition und damit die traditionelle Ehe in Schwulitäten gebracht hat. Zuvor war Gleichberechtigung nicht profitabel und damit den Aufwand nicht wert. Diese Entwicklung schmeckt nicht jedem, aber immerhin hat man jetzt einen Weg gefunden Diskriminierung neu auszurichten statt abzuschaffen – das Recht der Arschlöcher, andern ihre Meinung zu diktieren, bleibt damit gewahrt. Aus der „Homoehe“ wird jetzt automatisch die „Ehe für alle“ – andere Menschen als Homos und Heteros gibt es ja nicht. Okay es gibt sie schon, aber die sind es nunmal nicht würdig erwähnt zu werden. Grundgesetz Artikel 1 spricht von schließlich von Menschenwürde, nicht Aussenseiterwürde.

Ist ein Ehepartner arm, wird der andere auch in die Armut gezwungen, andernfalls ist man nicht hilfebedürftig. Beziehung mit ungerader Partneranzahl können auch keine Ehen sein ohne dass einer in die Röhre guckt. Wenn man den Partner eines Zoos umbringt, ist das auch weiterhin nicht mehr als Sachbeschädigung. Und zeitlich begrenze Ehen, die statistisch gesehen sinnvoll wären, würden sie doch den Anwalt sparen – Ehen haben in Tod oder Scheidung zu enden, aber keinesfalls friedlich.

Unterm Strich ist Liebe immer einfach, unerschütterlich, beständig und hält sich in jedem Fall an gesellschaftliche Rahmenbedingungen – alles andere ist nicht vorgesehen. Freuen wir uns also gemeinsam auf die Ehe für manche, die dazu führt, dass Homosexuelle jetzt endlich in die In-Group derjenigen aufgenommen, die das Privileg der Intoleranz für sich gepachtet haben.

Der Beitrag Ehe für manche erschien zuerst auf Das Blog des ZETA-Vereins.


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